Silberminen in Potosi
Silberminen in Potosi

Silberminen in Potosi

Nach unserem Kurzbesuch in Uyuni geht’s mit dem Bus nach Potosi. Kurz nach Beginn der Busfahrt muss der Bus jedoch an einer Straßensperre anhalten und ca. eine Stunde lang auf den Abschluss eines Radrennens warten. Diesen Zeitverlust will unser ambitionierter Busfahrer möglichst schnell wieder aufholen. Dem entsprechend ist auch sein Fahrstil. Wider Erwarten erreichen wir Potosi lebend und laufen in das Hostel Koala Den, dass uns unsere neuseeländischen Freunde empfohlen haben.
Am nächsten Morgen machen wir eine Tour in die Silberminen von Potosi. Wir müssen sogar unterschreiben, dass wir wissen, dass das dies unsere letzte Tour sein könnte. Zugegebenermaßen fühlt sich diese Unterschrift anders an als vergleichbare Erklärungen in Deutschland. Die Tour beginnt mit dem Kauf von Geschenken für die Minenarbeiter. Noch im Laden zeigt uns der Führer wie Dynamit funktioniert. Wir kaufen sogar Dynamit, denn das ist in Potosi frei verläuflich, doch die Arbeiter brauchen vor allem Softdrinks, bei der harten Arbeit. Wir bitten bei Patschamama für unsere Sicherheit und trinken noch einen Schluck von dem 96%-igen Schnaps und weiter geht’s… Wir machen noch kurz Pause in der Silbererz-Aufbereitungsanlage, wo das Silbererz mittels chemischen und mechanischen Verfahren auf eine Reinheit von 80% gebracht wird und dann in Abhängigkeit vom Weltmarkt für 200 Bolivianos (va. 27€) pro Kilo verkauft wird. Notwendig sind dafür circa 100kg Gestein.
Dann geht’s ab in die Mine. Es ist einfach nur abgefahren: Hier ist fast alles Handarbeit. Die Minenarbeiter schieben zu zweit die Lore auf Schienen in die Mine, die Strecke ist einspurig, so dass die leere Lore immer von den Schienen gekippt und wieder darauf gehoben wird, wenn immer ihr die zwei Tonnen schweren, vollen Loren entgegenkommt. Wir müssen immer an der Seite warten wenn die Loren vorbei wollen. Tiefer in der Mine kommen wir an eine Arbeitsstelle. Im Gesteinhaufen suchen wir nach Silber. Dann müssen wir kurz zurücktreten, denn in 15 Metern Entfernung wird gleich gesprengt. Überraschend unspektakulär gehen sie beiden Ladungen hoch. Wir kriechen einen sehr schmalen Gang mit fast 100% Steigung hoch und treffen Polli, der sich seit ca. 13 Jahren diesen Gang im Alleingang hocharbeitet. Wieder unten unterhalten wir uns mit dem Führer über die Arbeiter, die für das schnelle Geld unter diesen Bedingungen arbeiten. Sie beginnen mit ca. 16 Jahren und werden meist nicht älter 45 bis 50. Zudem passieren immer wieder Unfälle, sodass von den ca. 12000 Arbeiter jeden zweiten Tag einer unter Tage bleibt. Den Staat interessiert Sicherheit nicht. Die ersten Jahre arbeiten sie vollkommen auf sich gestellt, erst nach 5 Jahren können sie sich Arbeitervereinigungen anschließen.
Mittlerweile sind wir alle unsere Geschenke losgeworden und verlassen die Mine. Ein seltsames Gefühl bleibt…

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