La Paz
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​Nach einem Wieder-fit-werde-Tag in Rurrenabaque geht’s wieder mit den Flieger nach La Paz. Wir übernachten im Onkel Inn in der Innenstadt fernab von problematischen Stadtvierteln. Unser privates Zimmer dort ist jedoch nur semiprivat, denn es ist lediglich durch nicht durchgängige Fenster vom Massenlager getrennt. An diesem Abend gönnen wir uns nach langer Entbehrung ein paar Teller Müsli mit Schokoschrott.  Für den ersten Tag in La Paz sind vor allem zwei Dinge geplant: Handy reparieren und die MTB-Tour die Ruta de la Muerte (Death Road) hinunter buchen. Die Suche nach dem Reparatur Service gestaltet sich zunächst etwas schwierig. In der Straße, in der sich alle Técnicos die Klinke in die Hand geben sollen, findet sich keine Hilfe. Die einen kommen erst ab 4 Uhr nachmittags, ein anderer lehnt mein Handymodell ab und der letzte schickt uns in die Calle Comercio. In dieser Straße finden wir schließlich Hilfe. Técnico Daniel nimmt sich dem Problem an und verspricht Hilfe bis zum Nachmittag. Das ging ja einfach. Wir nutzen die Zwischenzeit um uns noch ein wenig die Stadt anzusehen und um die Tour zu buchen. Die Stadt ist echt riesig und leidet wie viele Großstädte an einer Krankheit. Verkehr. Und das obwohl es kaum Individualverkehr gibt sondern fast nur Taxis und Minibusse die Straßen verstopfen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Ampeln und Vorfahrt konsequent ignoriert werden. Wir besichtigen die prunkvolle Kathedrale und den Hexenmarkt, wo man allerlei Wundermittel kaufen kann, die häufig eine potenzsteigernde oder aphrodisierende Wirkung versprechen. Die Touren kosten bei fast allen Anbietern dasselbe sofern man keine großen Ansprüche an die Qualität und Neuartigkeit der Räder stellt. Da die Ruta de la Muerte mit Autos, Bussen und Lastwagen befahren wird, sollte ein Hardtail mit hydraulischen Scheibenbremsen wohl vollkommen ausreichen. So gibt es nur ein Auswahlkriterium: Das beste T-Shirt-Design. Wir entscheiden uns schlussendlich für einen Anbieter mit ordentlichem Design, der uns zudem eine Motorrad-Tour für den darauf folgenden Tag organisiert. Dummerweise finden wir nur 5 Minuten nachdem wir bezahlt haben ein viel cooleres Design. Naja, shit happens. In der Zwischenzeit sollte auch das Handy repariert worden sein, jedoch vertröstet uns Daniel zweimal an diesem Tag, dass er die benötigten Ersatzteile nicht hat und erst bei anderen Reparatur-Servicen nachfragen muss. Wir müssen also die Tage wiederkommen.

Am 5.7. geht es dann zur Ruta de la Muerte. Sie ist ein etwa 47km langes Teilstück der Straße, die La Paz und Coroico verbindet, und ist als gefährlichste Straße der Welt berüchtigt. Die Straße führt meist ungesichert an einer steilen Klippe vorbei. Die Schotterstraße ist dabei so eng, dass man auf diesem Teilstück Linksverkehr einsetzt. So können die Fahrer bei Gegenverkehr besser sehen wie viele Zentimeter sie noch vom Abhang entfernt sind. Der ein oder andere hat dort in der Vergangenheit fatale Fehler gemacht. Doch das hat der Straße nicht ihren Namen gegeben. Dieser kommt vielmehr vom Bau der Straße Anfang des letzten Jahrhunderts, bei dem Kriegsgefangene aus Paraguay bis zur Erschöpfung arbeiten mussten, um anschließend die bis zu 300 Meter hohe Klippe heruntergestoßen zu werden. Heute wird sie wegen der neuen, aber längeren Umgehung kaum mehr befahren. Lediglich Touristen finden sich hier in Scharen ein. Unsere Tour wird von Martin aus Dresden geleitet und führt zunächst 20 km die neue Straße auf Asphalt hinunter. Anschließend geht es per Bus zum eigentlichen Beginn der Death Road, der beinahe mysthisch im Nebel liegt. Nach einigen der insgesamt mehr als 3000 zu überwindenden Höhenmetern, eröffnet sich der Blick ins Tal. Die Strecke ist wie angenommen technisch einfach, jedoch erfordert sie einiges an Konzentration, da sie sehr holprig und teilweise nass und rutschig ist. Genau das wird Kai zum Verhängnis, so dass es zu einem spektakulär aussehenden, aber glimpflich verlaufenden Sturz auf der Bergseite kommt. Einmal kurz die Prellung an der Hüfte begutachtet, Zähne zusammen gebissen und weiter geht’s. Kurz darauf tut es ihr einer der Brasilianer aus unserer insgesamt 6-köpfigen Gruppe gleich. Wir fahren bis ins Tal und werden dort von einem Buffet und Swimming Pool erwartet. Anschließend geht es wieder per Bus die neue Straße im dichten Nebel zurück nach La Paz.

Der nächste Tag verspricht ähnlich spektakulär zu werden, denn es geht zunächst mit dem Bus nach Mallasa, wo wir mit Guerrero Tours eine geführte Motorrad-Tour machen. Kurz die Schutzkleidung anprobiert und rauf auf die 400er Motocross-Maschinen aus dem Hause Honda. Die Maschine sind sehr puristisch, denn die einzige Amatur im Cockpit ist der Kilometerzähler. Kein Blinker, keine Hupe, kein Tacho, kein Drehzahlmesser. Also die Maschinen kurz per Kickstarter angetreten und ab dafür. Die Route führt durch einige kleinere Ort, zunächst über Asphalt und dann über Schotter. Die Straße ist recht eng und man muss einige Male entgegenkommenden Bussen Platz machen. Nach gut einer Stunde erreichen wir das Valle del Sol, wo wir unsere Route anpassen, so dass wir ein wenig in die weniger befahrenen Berge kommen. Die Schotterstraße windet sich wunderschön den Berg mit hinauf und wir genießen die tollen Aussichten. Oben angekommen geht es über eine breite, holprige Schotterstraße mit gut durchgerüttelten Handgelenken über die Hochebene zum Aussichtspunkt über dem Valle de la Luna. Auf dem Weg hinunter tausche ich meine Maschine mit dem Guide, da sie irgendwelche Probleme mit der Verbrennung hat, so dass ich die letzten Kilometer zum Startpunkt zurück noch auf der 250er bewältige. Sehr gut gelaunt geht es per Bus wieder nach La Paz. Nach einem sehr interessanten Besuch im Coca-Museum, schauen wir nochmal bei Daniel vorbei, der mittlerweile einige defekte Ersatzteile einbauen konnte. Wir geben im noch einen Tag Zeit zum Suchen, ansonsten soll er das Ersatzteil mit dem kaputten Mikrofon einbauen. Das braucht man ja bei einem Smartphone eh nicht wirklich…

An diesem nächsten Tag bleiben wir wetterbedingt in La Paz. Zunächst wechseln wir in den Schlafsaal, da unserer semiprivates Zimmer reserviert ist. Später fahren mit der Gondel zum Markt in El Alto, der eher wie ein Trödelmarkt wirkt. Wir drucken und versenden Unterschriften für ModuleWorks und besuchen nach dem Fußballspiel Deutschland – Frankreich nochmal Daniel, der gerade das unerwarteterweise funktionierende Ersatzteil einbaut. Der Preis bleibt bei den vereinbarten 350 Bs, dennoch gibt es für seine Mühen Trinkgeld. Den Abend lassen wir in der Boulder-Halle El Muro ausklingen, die deutlich kleiner und einsamer ist als erwartet. Auf knapp 14 Quadratmetern trainieren wir bis El Muro schließt.
Am Freitag, dem 8. Juli, fahren wir nach Cumbre Coroico, dem Pass nach Coroico auf 4600 m , zum Wandern. In unserem Wanderführer haben wir uns eine Kombination aus einer 5-Seen-Wanderung und einem Aufstieg auf 5000m ausgeguckt. Wir folgen der Wanderbeschreibung, die teilweise schwierig zu interpretieren ist, den Cerro Saturno hinauf, der aufgrund des Niederschlags am Vortag auf den letzten 200 Höhenmetern schneebedeckt ist. Kai setzt ihre Pechsträhne fort und rutscht unglücklich auf einer gefrorenen Platte aus und schneidet sich in den Finger. Wir verarzten die Wunde mit dem was wir dabei haben: Klopapier und dem Kaputzenbändchen meines Pullovers. Dort fällt uns auch auf, dass wir die Sonnencreme im Tal vergessen haben. Wir genießen die Aussicht auf dem wahrscheinlich etwas höheren Nachbargipfel des Cerro Saturno nach dem anstrengenden Aufstieg mit dünner Luft und steigen anschließend durch das Schnee- und Geröllfeld zu den Seen hinab. Wir beenden unsere schöne Wanderung in der Nähe des Passes, an einem Ort an dem sich ein kleines Nomadenvolk niedergelassen zu haben scheint. Wir halten einen Bus an und fahren zurück nach La Paz für unsere letzte Nacht. Bevor es nach Copacabana am Titikakasee geht, besuchen wir noch den Friedhof in La Paz, wo man doch einige eigentümliche Gräber findet.

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